Naturschutzgebiet Albeck
Hoch über dem Neckar
Das Naturschutzgebiet Albeck liegt heute zwischen 470 und 550 Meter über dem Meeresspiegel.
Ganz anders vor etwa 200 Millionen Jahren: Damals, im Zeitalter des Muschelkalks, bildeten sich auf dem Boden eines flachen Meeres Ablagerungen, die unter anderem aus zahlreichen Stielgliedern von Seelilien bestanden. Diese Ablagerungen verfestigten sich später zu den sogenannten „Trochitenkalken“, die eine der relativ harten Schichten des heute im Gebiet anstehenden Oberen Muschelkalks darstellen. Durch dieses Gesteins musste sich viel später der Neckar einen Weg bahnen, gewunden und begleitet von steilen Hängen.
Als eine der wertvollsten Wacholderheiden des Oberen Neckartales wurde das Gebiet bereits 1959 unter Landschaftsschutz gestellt, 1971 dann mit rund 12 Hektar als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Es ist auch Bestandteil des europäischen Schutzgebietes (FFH-Gebiet) „Neckartal zwischen Rottweil und Sulz“ im Netzwerk Natura 2000.
Lebensraum bedrohter Arten
Die kargen, kalkreichen Böden am Albeck sind eine wesentliche Voraussetzung für dessen landschaftlichen Reiz und die artenreiche Flora und Fauna. Zu den Kostbarkeiten der hiesigen Pflanzenwelt gehört die seltene Orchideenart Bocks-Riemenzunge. Aber auch viele weitere bedrohte Arten der Wacholderheiden und Kalk-Magerrasen finden hier einen Lebensraum, z. B. aus den Artengruppen der Schmetterlinge, Heuschrecken und Wildbienen.
Einst stattliche Burg
Die Ursprünge der Burg auf dem Albeck reichen bis ins 13. Jahrhundert, möglicherweise sogar noch weiter zurück. Urkundlich erwähnt wird sie erstmals im Jahre 1420. Sie war ehemals Sitz der Freiherren von Geroldseck. Im November 1471 überfiel sie schließlich der berühmte Graf Eberhard im Bart und verleibte sie seinem Besitz ein. Die heutige Ruine lässt noch etwas von ihrer früheren Größe ahnen.
Wald und kein Ende?
Wer Anfang der 1980er Jahre dieses Gebiet besuchte, durfte sich über mangelnde Aussicht nicht wundern: Fast völlig von Bäumen und Gebüschen überwuchert präsentierte sich der Hang. Daher entschloss man sich 1984 zu einer umfangreichen „Erstmaßnahme“, wobei viele Gehölze entfernt wurden. Jetzt ist eine regelmäßige Pflege am Albeck erforderlich, am besten durch Schafbeweidung. Denn ansonsten würde der Wald Stück für Stück der reizvollen Wacholderheide erobern, und damit auch das Verschwinden ihrer spezifischen Tier- und Pflanzenwelt herbeiführen. Auch das Landschaftsbild um die Burgruine profitiert davon, wenn der Wald etwas zurückgehalten wird.
Neuntöter
In den Frühjahrsmonaten kann man ihn wieder beobachten: Dann sitzt der Neuntöter z. B. auf dem Zweig eines Busches und hält Ausschau nach Beute. Zur bevorzugten Nahrung gehören Mäuse und größere Insektenarten. Als Vorrat wird die Beute auf Dornen an Büschen gespießt, was wohl auch zu seinem Namen beigetragen hat.
Großes Windröschen
Schön und gleichwohl selten ist das Große Windröschen. Vielerorts zurückgegangen oder bereits verschwunden wächst es hier am Albeck noch in den steilsten Hangbereichen der Halbtrockenrasen. Hier erscheinen seine großen, weißen Blüten etwa ab Mitte April. Die lichtliebende Pflanze ist wie viele andere auf die Offenhaltung des Gebiets durch Pflege angewiesen.
Heidegrashüpfer
Eine charakteristische Heuschreckenart von Wacholderheiden und Halbtrockenrasen ist der Heidegrashüpfer. Wer im Sommer aufmerksam lauscht kann den schwirrenden Gesang der Männchen gut erkennen. Er wird in „Versen“ vorgetragen, die jeweils leise beginnen, sich dann aber rasch in der Lautstärke steigern.
Bocks-Riemenzunge
Sie gehört zweifelsohne zu den floristischen Kostbarkeiten am Albeck: die Bocks-Riemenzunge. Auffällig ist die besondere Form ihrer Blüten, die eine mehrere Zentimeter lange „Zunge“ aufweisen. Die Bocks-Riemenzunge ist eine von mehreren im Gebiet wildwachsenden Orchideenarten. Ihr Duft ist für uns allerdings eher unangenehm. Er soll auch bestimmte Insektenarten, und nicht den Menschen anlocken.
Katzenminze
Was wären alte Gemäuer ohne die Katzenminze? Oder besser noch was würde diese ohne solche Standorte tun? Denn nur im aktuellen oder ehemaligen Siedlungsbereich des Menschen kann diese Pflanze bei uns geeignete Lebensbedingungen finden. Früher in den Dörfern häufig, ist sie inzwischen stark gefährdet.
Sonnenröschen-Grünwidderchen
Mit ihrem metallisch grün beschuppten Flügeln sind die Grünwidderchen kaum zu verwechseln. Sie sind wie viele andere tagaktive Schmetterlingsarten Blütenbesucher. Ihre Raupen fressen allerdings an anderen Teilen der Pflanzen: diese Art an den Blüten des nebenstehend abgebildeten Sonnenröschens.
Sonnenröschen
Vielerorts recken sich die kleinen Blüten des Sonnenröschens im späterem Frühjahr und Sommer der Sonne entgegen. Der Halbstrauch gedeiht an trockenen Stellen und bildet die spezifische Nahrung für eine Reihe im Gebiet vorkommender Insektenarten.
Küchenschelle
Blauviolett blüht an wenigen Stellen oberhalb des Hangquerwegs im zeitigen Frühjahr die Küchenschelle. Ihr Name kommt übrigens nicht von der Küche, sondern geht auf die Form ihrer Blüten zurück, die an umgekehrte Kuhglocken erinnern (Küh´chen-Schelle).